All about Kimchi – Seoul ist wundervoll!

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Allgemein

Das Leben in Seoul ist wundervoll. Vieles spielt sich draußen ab und wow, die Leute hier sind wirklich freundlich! (Man sollte es nicht persönlich nehmen, wenn man immer mal über den Haufen gerannt wird, weil der Entgegenkommende während des Laufens damit beschäftigt ist, sein Handy zu bedienen. Das machen hier wirklich alle – selbst Schuld, wenn man nicht ausweicht.) Kimchi, der traditionelle, koreanische Chinakohl, der durch Milchsäuregärung fermentiert wird, ist allgegenwärtig und wird zu jeder Mahlzeit gereicht. Kimchi ist so ein bisschen wie Sauerkraut, mit dem Unterschied, dass ich Sauerkraut echt fies finde und Kimchi so richtig lecker. Selbst die Fotoapparate haben einen Modus für Selfies, wobei die Kamera durch das Rufen des Wortes „Kimchiiiii!“ ausgelöst wird. Und das Lächeln, das man beim Sprechen des Wortes „Kimchiiiii!“ im Gesicht hat, tragen die Menschen in Seoul den ganzen Tag mit Stolz!

Im Gegensatz zu einigen anderen Ländern fühle ich mich hier wirklich Willkommen! Das fängt bereits am Flughafen an: Korea Immigration – where we greet the world. Hat man sowas schon gesehen? Ich nicht, und Korea ist immerhin Land Nummer 21, das ich bereise. Jeder hier ist bemüht, sein Land so positiv wie möglich darzustellen und hilft dabei, zumindest die einfachsten Phrasen zu lernen. Koreanisch ist wirklich verdammt schwierig, zumindest fühle ich persönlich mich kaum imstande, mir die teilweise abstrakten Silbenabfolgen zu merken. Probiert es doch mal: Anyeonghaseyo (ausgesprochen: „Annjönghasäjo“), das bedeutet so viel wie „Hallo“. Noch eins: Kumafsmnida (vermutlich hab ich das völlig falsch verstanden, aber wenn ich genau das gesagt habe, um „Danke“ zu sagen, wurde ich am häufigsten mit einem verstehenden Lächeln belohnt). Wichtig ist es außerdem, die Silben nicht zu „lesen“, sondern zu „singen“: Annjönghasäääjooo! Kumaaaafsmnidaaa!
Bibimbab, Kimchi, Bulgogi, Mandu, das sind echt nur die einfachsten Begriffe für verschiedene leckere Gerichte. Ich kann mir einzelne Wörter in anderen Sprachen eigentlich immer ganz gut merken – Koreanische Wörter sind hier eine große Ausnahme.

Das soll mich nicht davon abhalten, euch positiv von meinem Aufenthalt in Seoul zu berichten. Der Weg nach Südkorea war schon mal ein Traum, die Sonne schien, als ich nachmittags über die gebirgigen Inseln angeflogen kam und die positive Stimmung am Flughafen hat mir für den Rest des Tages ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Mein Hostel war brandneu, was vor allem bedeutete, dass keine weiteren Gäste da waren und ich die fürsorglichen Besitzer ganz für mich hatte. Seymin, die dort arbeitete, ging mit mir in ein Restaurant um die Ecke, wo eine Mama jeden Tag zwei Gerichte kocht – echte koreanische Hausmannskost also. Wow, war das lecker, ich war am nächsten Tag für ein anderes Gericht direkt wieder da. Wir haben uns mal wieder hervorragend völlig ohne Sprachkenntnisse des jeweils anderen unterhalten. :-) Das ganze Abendessen inklusive Suppen und Beilagen gab es übrigens für 3,80€.

Hongdae

Am nächsten Tag stand erstmal eine Erkundungstour des Hongdae-Viertels auf dem Programm. Rund um die Hong’ik-Universität sind hier zahlreiche Lokalitäten für jüngere Leute, Restaurants, Geschäfte für Kleidung und Mode (zum Beispiel die typisch asiatische Handyhüllen-Fashion). Ehrlich gesagt war ich ein wenig überrascht, niemanden auf der Straße zu sehen. Seoul schläft lang – und ist lang wach. Der H&M schließt nicht vor 22 Uhr, an Wochenenden sogar um 23 Uhr. Es gibt in Seoul einen Markt für Klamotten (Dongdaemun), der erst um 7 Uhr morgens schließt. Auch in China hatten die Geschäfte lange geöffnet – trotzdem war nach Anbruch der Dunkelheit häufig kaum etwas los auf den Straßen.

Trip an die nordkoreanische Grenze

Für den nächsten Tag habe ich eine Tour an die nordkoreanische Grenze gebucht. Lasst mich euch mit ein paar wenigen geschichtlichen Hintergrundinfos versorgen: 1950 startete der Koreakrieg, als Nordkorea die Grenze überschritt und innerhalb weniger Tage einen Großteil Südkoreas einnahm. UN-Truppen (hauptsächlich US-amerikanisch) sorgten wieder für ein Gleichgewicht und beendeten die Erfolge der Nordkoreaner. Es folgten Waffenstillstandsverhandlungen und die Einrichtung einer etwa vier Kilometer breiten, demilitarisierten Zone – der DMZ, welche in den letzten 60 Jahren häufig Austragungsort größerer und kleinerer Auseinandersetzungen war. Diese DMZ habe ich besucht.
Südkorea hat es nicht leicht: Selbst eine starke Industrienation, dabei aber eingepfercht zwischen anderen Big Playern wie China, Japan und Russland, abgeschnitten durch Nordkorea, das wie ein Stöpsel auf Südkorea drauf sitzt, drumherum nur Wasser – das ist für den Export nicht gerade förderlich, wenn alles über den Luft- oder den Seeweg verfrachtet werden muss. Südkorea träumt von einer internationalen Zuglinie von Südkorea bis nach Europa. Die so genannte Sonnenscheinpolitik des früheren Präsidents Kim Dae-jung arbeite u.a. darauf hin, er hat 2000 für seine Bemühungen, die Teilung der koreanischen Halbinsel friedlich zu lösen, sogar den Friedensnobelpreis erhalten. Aktuell ist die Lage wieder etwas angespannter: Konfliktpunkte sind beispielsweise das Nordkoreanische Kernwaffenprogramm, Territoriale Streitpunkte, Menschenrechtsverletzungen und Terrorismus. Was soll ich sagen, so etwas kennt man in Deutschland nicht. Der militärische Konflikt ist bei den fröhlichen Südkoreanern in Seoul allgegenwärtig, mein Hostelbesitzer beispielsweise hat 26 Monate in der DMZ seinen Wehrdienst abgeleistet und mit dem Gewehr am Anschlag aufgepasst, dass niemand die Grenze überquert. Militärhubschrauber fliegen überall, uniformierte Soldaten prägen das Stadtbild.

Der Ausflug in die DMZ war spannend: Nordkorea hat zahlreiche Tunnel gegraben, um die demilitarisierte Zone zu umgehen und Soldaten nach Südkorea zu schleusen. Einen dieser über 70 Meter tief liegenden Tunnel habe ich besichtigt, mit geduckter Haltung und eingezogenem Kopf ging es unterirdisch einige hundert Meter in Richtung Nordkorea und zurück. Ganz schön gruselig… Danach besichtigten wir einen Aussichtspunkt, von dem aus man nach Nordkorea blicken kann. Tja, manchmal ist militärische Konfliktführung wie Kindergarten: Die Südkoreaner haben auf ihrer Seite der Grenze einen über 100m hohen Fahnenmast aufgestellt – als Zeichen ihrer Größe. Wäre doch gelacht, dachten sich die Nordkoreaner: Natürlich ist ihr Flaggenmast stolze 160 m hoch. Beide Flaggenmasten, wie sie sich gegenüberstehen, kann man von dem Aussichtspunkt aus bestaunen. Die nächste Station war der Bahnhof: Südkorea wünscht sich so sehr eine Bahnstrecke. Alles ist bereit: Die Gleise, die Zugänge, Ticketautomaten, Verkaufsschalter – nur Züge fahren nicht an diesem Bahnhof. Eine skurille Erfahrung… Das Grenzgebiet in Nordkorea ist gesäumt von gut sichtbaren, modern aussehenden Dörfern, die den Eindruck von Reichtum nach außen vermitteln sollen. Leider sind diese Dörfer unbewohnt und dienen nur dem Bild, das Nordkorea von sich selbst vermitteln möchte. Es gibt schon zahlreiche Hinweise darauf, dass Nordkorea wesentlich ärmer ist, als es uns glauben lassen möchte – dennoch war diese Tour natürlich organisiert von einem südkoreanischen Veranstalter. Ob alles, was uns zu Nordkorea berichtet wurde, so zu 100% stimmt, kann ich auch nicht nachprüfen. (Beispielsweise die angeblichen sechs Schönheits-OPs, die der aktuelle nordkoreanische Machthaber hinter sich haben soll, um genau so auszusehen wie sein Großvater…)

Mit zwei Jungs von der Tour (die lustigerweise aus Dortmund kommen und NATÜRLICH mit jemandem befreundet sind, mit dem ich auch befreundet bin, denn die Welt ist ja klein), ging es dann noch hoch hinaus auf den Seoul-Tower, auf eine japanische Ramen-Suppe und abends auf ein Bier und einen Makgeolli (trüber, milchiger Reiswein) ins Studentenviertel, wo sich alle auf einem Grünstreifen in der Stadt treffen und bei angenehmen Temperaturen Kaltgetränke zu sich nehmen. Hier heißt es: Sehen und gesehen werden. Hundebesitzer zeigen ihre frisch frisierten Pudel, Katzenbesitzer zerren ihre Katzen über den Asphalt (Katzen gehören nicht an die Leine!) und auch ein Marder wurde angeleint und stolz präsentiert. Träumchen!

CS, BBQ, Karaoke

Eine weitere, schöne Möglichkeit, Leute kennen zu lernen, ist Couchsurfing: Die Community besteht nicht nur aus Couch-Schläfern und Couch-Anbietern, in größeren Städten gibt es eigentlich immer Events, auf denen Reisende und Locals zusammen kommen. Ein solches Event habe ich am Freitag besucht, was zur Folge hatte, dass ich in den Genuss von netten Menschen aus aller Welt, Bier-Sake-Mixgetränken (ja, kann man erstaunlicherweise gut trinken!), echtem Korean BBQ sowie einer unvergesslichen Stunde in einer Karaokebox gekommen bin. Ja, auch Südkorea wird manchmal den Klischees gerecht, die es innehat. :-)

Der Samstag stand dann im Zeichen der Vorbereitung für Japan: Mein Flieger ging bereits um 08:30 Uhr, weshalb ich bereits um 05:30 Uhr im Zug zum Flughafen sitzen musste. (Natürlich war ich bereits um Punkt 5 Uhr samt gekauftem Ticket Ticket am Bahnsteig. Ich hab mal wieder so gut wie nicht geschlafen vor lauter Aufregung, meinen Flug zu verpassen.) Ein kleiiiiines bisschen Herzklopfen hatte ich noch mal bei der Ausreise. Jeju Air, meine günstige, koreanische Fluglinie, wollte tatsächlich ein Weiterflugticket sehen. Ganz genau, ich hatte keins. Hab dann aber behauptet, ich hätte eins, allerdings nicht dabei. Am 27. Oktober nach Taiwan nämlich. Oh mann… ohne mit der Wimper zu zucken. Irgendwie war ich überzeugend. Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Macht Vielreisen skrupellos? Falls ihr das nachmachen und ohne Weiter- oder Rückreiseticket ausreisen wollt: Bitte flunkert niemals bei einer offiziellen Behörde. Bei einer Fluglinie kann ich mein Verhalten gerade noch vertreten, da ja niemand einen Nachteil davon hat. Ich habe trotzdem achtunddreißig Kreuze gemacht, als ich endlich im Flieger nach Tokio bzw. später durch die Immigration in Japan war. Mein persönliches Lieblings-Freiheits-Gefühl von Freiheit: Ein Visum für Japan, gültig bis zum 26. Dezember, ohne dass ich vorher ausreisen müsste. Unwahrscheinlich, dass ich so lange in Japan bleibe, denn es gibt ja noch soooo viele schöne Orte auf meiner Reiseliste – aber wer weiß, vielleicht gefällt es mir ja so gut, dass ich einfach hier bleibe? :-)

Jetzt erst mal Kimchi-Grüße von der Ena.

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