Chengdu

Ching Chang Chengdu

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Fünf Nächte bin ich erst in China? Es kommt mir vor, als hätte ich schon alles durch hier. Von völliger Isolation (ich habe einen ganzen Tag lang NIEMANDEN gesehen, der nicht chinesisch war, obwohl ich in einer 15-Millionen-Stadt unterwegs war und habe mir ernsthaft die Frage gestellt, was zum Teufel ich hier mache) bis zu echter Nähe und großem Verständnis für Land und Leute (nachdem mir zwei wirklich tolle Chinesinnen ihre Stadt gezeigt haben und 14 Stunden lang geduldig JEDE Frage beantwortet haben, die ich hatte. Was ist das? Wie heißt das? Wie schmeckt das? Wie sagt man, wenn man…? Warum ist das so?)… Aber fangen wir mal vorne an: Die Entscheidung, von Kunming nach Chengdu zu fliegen, war goldrichtig. Auf dem Weg zum Flughafen regnete es schon wieder in Strömen und irgendwie bin ich mit der Stadt auch nicht warm geworden. Kein Wunder, bei 15°C und Dauerregen sowie einer wilden Horde chinesischer Touristen, die das Hostel verwüsteten. Leider bestätigen sich einige Gerüchte.

Hier mal ein – Achtung – REGENBILD!

Abflug von Kunming nach Chengdu. Regen.Im Flugzeug traf sich dann die chinesische Oberschicht. Ich hab mich mit meinem iPhone 5s ganz schön überholt gefühlt, alle hatten ein iPhone 6, das hier circa 750€ kostet. Es war so still, keiner grunzte und spuckte, eine erholsame Reise für meine Ohren.

In Chengdu angekommen bin ich in den erstbesten Flughafenbus eingestiegen, der mich in die Stadt befördert hat. Der Weg bis in die Stadt war gesäumt von Hochhäusern, Plattenbauten, noch mehr Plattenbauten und schließlich noch mehr Hochhäusern. Von dort aus wollte ich ein Taxi zu meinem Hostel nehmen – ein Ding der Unmöglichkeit. Keiner wollte mich fahren, obwohl ich die Adresse in chinesischer Schrift dabei hatte. Es dauerte bestimmt 30 Minuten, bis ich jemanden gefunden hatte, der mich nach kurzer Fahrt im Umkreis von 300 Metern um die besagte Adresse rausgeworfen hat, nachdem er das Ziel nicht gefunden hat. Die Sucherei ging für mich weiter – selbst die direkten Nachbarn konnten mir nicht erklären, wie ich zu meinem Hostel komme, das in einer kleinen Seitenstraße einer Seitenstraße einer normalen Straße lag. Es dauerte weitere 30 Minuten, bis ich fündig wurde und das eigentlich wirklich gut gelegene Hostel, das von Straßenständen umsäumt war, entdeckte. Im Nachhinein hab ich gesehen, dass auf Chinesisch wohl alles ganz gut ausgeschildert war. ;) Abr inzwischen weiß ich: Die Chinesen bekommen auch nicht immer ein Taxi, wenn der Fahrer keine Ahnung hat, wo er hin muss. Ääääätzend!

Auf Grund meiner Erfahrungen in Kunming hatte ich mich für ein Einzelzimmer mit eigenem Bad entschieden – eine sehr gute Idee. Ich hoffte darauf, einige weitere Traveller zu finden, mit denen ich mich austauschen konnte – Pustekuchen. Ich war die einzige Nicht-Chinesin im Hotel. Also machte ich mich alleine auf in die Stadt.

Chengdu hat mich mit seinen 15 Millionen Einwohnern völlig überwältigt. Die Straße in der Nähe meines Hostels war so breit, dass ich 30 Sekunden benötigt habe, um sie zu überqueren. Glücklicherweise gab es eine Ampel, ansonsten wäre ich bei den unzähligen Spuren völlig verloren gewesen. Die Metro ist sehr effektiv, auch wenn mir die Nicht-Englisch-sprachige Ticketverkäuferin erst kein Ticket verkaufen wollte, weil ich kein Chinesisch spreche. Es war für sie einfacher und logischer, zu behaupten, die Metro fährt nicht. Mein Ticket habe ich dann am Automaten bekommen. Am Tianfu-Square, der das Zentrum von Chengdu bildet, thront eine riesige Mao-Zhedong-Statue über dem großzügig angelegten Platz. Die Polizei und das Militär sind dort allgegenwärtig – offensichtlich hat man auch hier Sorge vor Anschlägen. Letztes Jahr gab es ein Massaker in Kunming, von dem ich glücklicherweise erst in Chengdu erfahren habe. Das Leben in China findet definitiv auf der Straße statt, überall stehen Straßenstände, die Essen anbieten oder fliegende Händler, die bunte Plastikblumen an die junge Chengdu-Frau bringen, die man sich in die Haare knipst und die gerade der größte Trend hier sind. Sogar Hunde werden aus Plastikeimern auf der Straße verkauft – winzig kleine Welpen, die bestimmt nicht zum Essen gedacht sind. Man kann das alles kaum beschreiben – die Größenordnungen hier sind kaum in Worte zu fassen. Keine Provinz in China ist größer als Sichuan (80 Millionen) und Chengdu ist eine sehr reiche Stadt, die „westliche Hauptstadt von China“. Die Leute arbeiten von 9-5, die Zufriedenheit ist hoch und Chengdu gilt als zweitlebenswerteste Stadt innerhalb von China. Dennoch liegen arm und reich hier sehr nah beieinander. Den ersten Teil meiner Zeit in Chengdu verbrachte ich damit, durch die Straßen zu schlendern und alles auf mich wirken zu lassen, bevor ich am Freitagabend zu einem Treffen namens „English Corner“ gegangen bin. Chinesen kommen hier zusammen, um ihr Englisch zu verbessern, und Reisende sind als Sprachpartner natürlich immer gern gesehen. Hier hab ich Tiffany und Chloé kennen gelernt, die eigentlich ganz anders heißen, aber in China bekommt man von seinem Englischlehrer direkt einen englischen Namen. :-) Nachdem wir uns abends nett unterhalten haben, boten sie mir an, mir am nächsten Tag ihre Stadt zu zeigen – und das war ein wirkliches Glück!

Auf dem Programm stand zuerst ein Besuch in der Panda-Aufzuchtstation (und diese Riesenpandas sind unfassbar süß!). Weltweit gibt es nur noch etwa 1200 dieser Pandas und in Chengdu wird alles getan, um die Population wieder zu erhöhen. Danach sind wir zum Hot Pot essen in die Stadt gefahren. Sichuan ist die Heimat des Hot Post und der scharfen Küche. Ohne zu übertreiben: Ich bin fast erstickt, als wir in das Restaurant kamen, so viel Schärfe lag in der Luft! Meine Augen haben angefangen zu brennen und ich brauchte ein paar Minuten, um mich zu akklimatisieren. Tiffany und Chloé bestellten schon mal alles, was wir brauchten, und haben netterweise auch eine nicht-scharfe Suppe mit auf den Bestellzettel aufgenommen. Scharf genug wurde es noch, da die Sauce, in die man die Zutaten dippte, aus gewürztem Chiliöl bestand. Pures, rotes Chiliöl.

!!!

Die nächsten 2 ½ Stunden schlugen wir uns mit gekochten Wachteleiern, Innereien (!), Gemüse, verschiedensten Pilzen, Tofuhaut, Kochmelone, Fleisch und Dumplings den Bauch voll. Reis gab es nicht und ich muss sagen, das scharfe Essen und die exotischen Zutaten waren die erste echte Herausforderung für meinen Magen! Nichts desto trotz war es unglaublich lecker und eine tolle Erfahrung, die ich alleine nicht hätte machen können! Danke, Mädels! (Ich weiß, dass ihr das lest! ;-) ) Weiter ging es mit der Jinlin-Street, die die beiden tatsächlich selbst noch nicht kannten, und einem Besuch der Chunxi Street, dem Shopping-Mekka der Chengduaner (Chengdunesen? Chengduandas?). Überall Pandas übrigens. Ich liebe Pandas!

Wir haben den ganzen Tag unglaublich viel geredet, dabei einige Gemeinsamkeiten und sehr viele Unterschiede zwischen China und Deutschland (Dö Gwo, ich hab es nach 1000x Aussprechen immer noch nicht raus) feststellen können und richtig was für die Völkerverständigung getan. Ich weiß jetzt alles über die Ein-Kind-Politik, viel über die Pressefreiheit in China, Berichte aus erster Hand zu dem verheerenden Erdbeben 2008 und warum man keine Wassermelonen in China essen sollte, wie lecker Buchweizens schmeckt, so einiges über die Pläne, Wünsche und Träume junger Chinesinnen – und ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel über Deutschland erzählt habe.

Hier ein paar Bilder für euch!

China ist krass! :) Danke, Chengdu, Tiffany, Chloé, für die tolle Zeit!

Zaijiàn & Viele Grüße,

Ena

P.S.: Gleich gibts auch noch die fehlenden Kunming-Bilder! :)

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  1. Hi, Verena. China is a country people love and hate but I’m really so happy that you said you love it more! Wish you have a wonderful journey in Chongqing and whenever you meet troubles or feel curious about something, just message me. Good luck!!^o^

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