Reise in die Vergangenheit – Hiroshima

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Nachdem wir in den ersten neun Tagen in Japan ausschließlich das hypermoderne Tokio kennengelernt haben, überraschte Hiroshima fast mit einem ländlichen Charakter. Alles läuft etwas gediegener ab: Die Straßenbahnen gondeln gemütlich durch die Stadt, man zahlt erst beim Aussteigen den selbst abgezählten Betrag und nicht bereits vorab mit seiner bargeldlosen Karte, man wird von seinen AirBnB-Hosts persönlich an der Haltestelle abgeholt und begrüßt, hach, alles wirkt hier sehr herzlich! Davon, dass Hiroshima vor 60 Jahren durch den Abwurf der ersten Atombombe völlig zerstört wurde, merkt man wenig – vielleicht daran, dass alles noch wie vor 60 Jahren wirkt – doch dazu später mehr.

Von Hiroshima aus kann man hervorragend einen Tagesausflug zu einem der berühmtesten Wahrzeichen Japans machen: Dem Wassertorii Itsukushima. Eine halbstündige Zugfahrt entfernt liegt Miyajimaguchi. (Japanisch für Einsteiger: (k/)guchi bedeutet Mund oder auch Eingang – Miyajimaguchi ist also der Eingang zur Insel Miyajima) Zehn Minuten Fährfahrt von Miyajimaguchi entfernt liegt diese wunderbare Insel, vor deren Küste das wohl meistfotografierte Wahrzeichen Japans liegt. Mit dem JR Railway Pass kommt man nicht nur zur Fähre, sondern auch AUF die Fähre und somit ohne zusätzliche Kosten auch auf die Insel. Auf Miyajima selbst warten – neben riesigen japanischen Schülergruppen – zahme Rehe am Strand, japanische Natur sowie der Itsukushima-Schrein, eine orangefarbene Tempelanlage von hoher Bedeutung für die Japaner. Die Insel ist so heilig, dass dort – trotz der 2000 Einwohner – keine Geburten oder Todesfälle stattfinden dürfen. Beides gilt als Zeichen der Unreinheit, noch heute werden Tote auf das Festland gebracht, um dort beerdigt zu werden. (Ja, diese Logik erschließt sich mir auch nicht so richtig…). Etwa 160 Meter vor der Küste liegt das Wahrzeichen selbst, das Wassertorii, welches am besten bei Flut betrachtet wird; es lohnt sich also, vorher einen Blick auf die Gezeitentabelle zu werfen. Wir hatten riesiges Glück: Der höchste Wasserstand war gerade erreicht, als die Sonne unterging. Da das Torii allein auf weiter (Wasser)Fläche steht, wirkt es erst einmal gar nicht so groß. Bei Sonnenuntergang ist der Anblick aber wirklich traumhaft!

Was ebenfalls ausgesprochen gut geht in Hiroshima, ist Hiroshima-Style Okonomiyaki essen. Kristinas Restaurant-Tipp war spitze (Um nicht zu sagen, es war der KLU!) und wir ließen uns diese Spezialität frisch im Nagata-Ya am Ende der Hondori-Einkaufsstraße zubereiten. Aber was ist eigentlich ein Okonomiyaki? Simpel gesagt, ein japanischer Pfannkuchen. In Wirklichkeit ist das ganze Procedere ein bisschen komplizierter: Erst wird ein Crêpes zubereitet, darauf wird Chinakohl verteilt, dann kommen Meeresfrüchte und Speck drauf, der Pfannkuchen wird auf die Speckseite umgedreht und durchgegart, dann werden Nudeln gebraten und kommen auf den Speck, dann wird ein Ei gebraten und kommt auf die Nudeln, dann wird alles wieder umgedreht, mit Okonomiyakisauce bestrichen und mit Frühlingszwiebeln bestreut.
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Ein absolutes Muss beim Besuch Hiroshimas sind ein Besuch des Peace Parks und des Atombombenmuseums. Ich habe zwar bereits didaktisch ansprechendere Museen gesehen (jahaaaa, ich, die ja eigentlich eine Museumsallergie hat), dennoch lohnt sich der Besuch und man bekommt eine schreckliche Vorstellung davon, was damals passiert ist – und das sollte NIE wieder passieren! Unsere Wohnung lag direkt in der Nähe des Friedensparks und somit mitten in der Todeszone des Atombombenabwurfs. In dem Bereich, in dem wir wohnten, hat damals niemand überlebt. Kaum vorzustellen, dass dies erst 60 Jahre her ist. Das einzige Gebäude in der Todeszone, das aus Stein gebaut war (A Dome), blieb stehen und erinnert heute mit erschreckender Deutlichkeit an die damalige Zerstörung. Heutzutage präsentiert sich Hiroshima als fröhliches, weltoffenes Städtchen – obwohl man merkt, dass alle Bauten recht ähnlich und vermutlich um die 60 Jahre alt sind.

Im Gegensatz zu den Chinesen, die gerade die englischen T-Shirts für sich entdecken (ihr erinnert euch an den Punkt in meinem China-Resümee), gehen die Japaner einen Schritt weiter und tragen: Deutsche T-Shirts! Wir haben tolle Exemplare entdeckt, völlig ohne Rechtschreibfehler – lediglich der Sinn ist nicht ganz einfach zu erschließen, aber macht euch selbst ein Bild:

Hiroshima war den Besuch auf jeden Fall wert!

Weiter ging es über Fukuoka nach Kagoshima…

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