Chongqing

Ena-Tag in Chongqing

Kommentare 1
Allgemein

Hi ihr Lieben, was kann ich euch über Chongqing berichten? Die Stadt ist riesig, erinnert mich ein wenig an Istanbul (wegen der Aufteilung auf die drei Halbinseln) und puh, bin ich froh, dass ich jetzt mal ein paar Tage Landschaft und Natur vor mir habe! Chinesische Großstädte können ganz schön anstrengend sein: Die Hetzerei von einem Ort zum nächsten, immer wieder Koffer packen und selbige bei 30+ Grad Celsius durch die Gegend schleppen, sich zwischendurch wieder und wieder fotografieren lassen (Ich habe kurzfristig darüber nachgedacht, mir die Haare schwarz zu färben) und sich mit Millionen anderer Chinesen durch den ÖPNV kämpfen… zwischenzeitlich war ich so verpeilt, dass ich beim Umsteigen einfach versehentlich aus der Metrostation raus gelaufen bin, was zur Folge hatte, dass ich bei meiner „Weiter“fahrt eine neue Karte kaufen musste. (Bei Ticketpreisen von 40 Cent verkraftbar.)

Chongqing ist riesig und wird von einigen als „größte Stadt der Welt“ bezeichnet. Bei einer Fläche von der Größe von Österreich und knapp 35 Millionen Einwohnern kein Wunder. China hat Chongqing im Jahr 1997 aus dem Verwaltungsgebiet Sichuan ausgegliedert und eine „regierungsunmittelbare Stadt“ draus gemacht. Entstanden ist eine Verwaltungseinheit mit 595 Großgemeinden, 298 Gemeinden und 121 Straßenvierteln, die direkt am berühmten Jangtse-Fluss liegt. Chongqing ist sehr hügelig, im Stadtzentrum leben zwischen 4 und 7 Millionen Menschen, soooo groß ist Chongqing also garnicht. Fakt ist jedoch, dass es die am schnellsten wachsende Stadt ist, die von Chinas Regierung massiv gefördert wird. Täglich ziehen mehr als 6000 Menschen (!) hierher!

Kurz: Chongqing erfüllt viele chinesische Klischees, auf die ich jetzt nicht weiter eingehe, und ich hatte trotzdem eine schöne Zeit hier. Wie ich das angestellt habe? Ich habe den Ena-Tag erfunden. Am Ena-Tag wird Pause gemacht vom manchmal anstrengenden Touri-Programm, da gibt es keinen Reiseführer, kein Touristenprogramm und es wird nichts gemacht, was man „gemacht haben muss, wenn man in XY ist“. Morgens hab ich ausgeschlafen und mich gemütlich fertig gemacht, bevor ich mich in den erstbesten Bus gesetzt habe, der vor meiner Haustür losgefahren ist. Irgendwann, nach ein, zwei Mal umsteigen, bin ich an einem wunderbaren Park herausgekommen, habe mir eine Banane und eine große Flasche Wasser gekauft und bin stundenlang durch den Park spaziert, habe in Ruhe gefrühstückt, zwischendurch gelesen und einfach alles auf mich wirken lassen. Schmetterlinge flogen um mich herum, Hochzeitspaare haben sich fotografieren lassen, und das mitten in einer chinesischen Megastadt.

Danach ging es weiter in die Stadt, an einem Straßenstand eine Nudelsuppe essen, ein bisschen mit den Besitzern quatschen (sofern das möglich ist mit Händen und Füßen) und später in eine große Mall auf einen europäischen Kaffee fahren. Nach ein wenig Shopping in Nanping (ich habe endlich ein Portemonnaie gekauft, nachdem es für mich einfach nicht mehr tragbar war, diese 80.000 Scheine lose in meiner Tasche durch die Gegend zu spazieren) hab ich die Stadt einfach noch ein bisschen auf mich wirken lassen und mir vergegenwärtigt, dass ich hier tatsächlich mitten in Zentralchina bin – davon hab ich so lange geträumt und dafür war bisher garkeine Zeit!

Hier ein paar Eindrücke für euch:

Das letzte Bild zeigt ein Mädel, das sich selbst den englischen Namen „Lenka“ gegeben hat und mich einfach auf der Straße angesprochen hat. Einige Chinesen sind echt total süß und sehr neugierig. Das Mädel wich bestimmt eine halbe Stunde nicht von meiner Seite und hat mir ein paar schöne Ecken gezeigt! Inzwischen vernetze ich mich mit meinen „Bekanntschaften“ auf den sozialen Medien hier (QQ oder We Chat, funktioniert ein bisschen wie Facebook) und ich bin immer wieder überrascht, wie viele Fotos es von mir in irgendwelchen sozialen Netzen gibt, auf denen ich dem chinesischen Netzwerk als neue Freundin vorgestellt werde! ;-)

Von Chongqing aus bin ich dann mit dem Nachtzug nach Guilin gefahren – der Zug war 21 Stunden durch atemberaubend schöne Landschaften unterwegs – von der ich leider durch die mehr als dreckige Zugscheibe kaum was gesehen habe. Ich hatte mich für einen Soft Sleeper entschieden, war also in einem 4-er-Abteil, das ich mir mit einer Frau und einem kleinen Mädel geteilt habe. Das Mädel hatte nicht nur optisch Ähnlichkeit mit einer chinesischen Variante von Pipi Langstrumpf – auch der Charakter war entsprechend. Ich bin inzwischen der festen Überzeugung, dass die zuckerhaltigen Milchdrinks, die die Chinesen hier dauerhaft verzehren, Hyperaktivität fördern. Ich hatte bereits entspanntere Zugfahrten und war sehr froh um meine Ohropax.

Zugfahren ist ganz schön – ich glaube, nächstes Mal fliege ich aber wieder, wenn ich eine lange Strecke vor mir hab. Kostet auch nicht mehr und ist irgendwie entspannter…

Jetzt freu ich mich auf Guilin & Yangshuo!

Viele Grüße von eurer trotzdem erholten Ena!

1 Kommentar

  1. Die Erfindung des Ena-Tags finde ich grandios!!!
    Ich kann mir vorstellen, dass die Vielzahl der neuen Eindrücke, die in so kurzer Zeit auf dich einprasseln, selbst dein cleveres Köpfchen überfordern. Und da ist so eine gemäßigte ‚Aus-Zeit‘ toll.
    Genieß die Zeit weiter! Wir sind in Gedanken bei dir ????

Schreibe einen Kommentar