Emeishan

Emeishan – Emporragender Augenbrauen-Berg

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Ni-hao allerseits! Gestern stand eine Fahrt / Wanderung auf den Emeishan auf dem Programm. Emeishan – das heißt übersetzt „Emporragender Augenbrauen-Berg“. Fragt mich nicht. Was ich weiß: Der Berg ist einer der vier heiligen buddhistischen Berge in China und Ziel zahlreicher Pilgerreisen. Man kann ab dem Dorf Emeishan entweder in einer mehrtägigen Tour alles selbst erwandern oder Teile / den ganzen Weg mit dem Bus und Lift zurück legen.

Auf Grund der knappen Zeit und des unbeständigen Wetters entschied ich mich für die Bus-Variante mit anschließender Wanderung der letzten 600 Höhenmeter. Allein das Busfahren war mal wieder ein Erlebnis: Die Dame am Ticketschalter für den Bus erklärte mir, dass ich die eigentliche Eintrittskarte (185 Yuen = knapp 26€!) für den Emeishan-Bereich unterwegs direkt am Eingang kaufen könnte. Als wir dann mit unserem Bus, bis auf den letzten Platz besetzt mit wanderfreudigen Südkoreanern in beeindruckendem Outdoor-Equipment, am beschriebenen Ticketcheck für den Berg ankamen, reihten sich alle in die kurze Schlange zum Einlass ein – außer Ena, die ging erstmal in die lange Schlange an der Ticketverkaufsbude. 15 Minuten später war ich dann auch mal soweit – und bekam Applaus der wartenden Busmitfahrer, als ich es endlich nach erfolgreicher Ticketüberprüfung in den Bus schaffte. Immerhin haben sie gewartet, das ist hier auch nicht selbstverständlich.

Die Fahrt nach oben ging über zahlreiche Serpentinen bis auf 2500m zur Leidongping Busstation, von wo aus man nach kurzen 1,5km (!) Treppensteigen entweder weiter mit dem Lift fahren oder über weitere Treppen nach oben steigen konnte. Ich ging tapfer an der Liftstation vorbei in Richtung Treppen. Es müssen mehr als 3000 Stufen gewesen sein, die mich in ca. zwei Stunden bis auf den Gipfel auf 3099m geführt haben. Auf dieser Höhe war das ein echter Kraftakt, aber es hat sich gelohnt und der steile Aufstieg war – trotz wolkigem Wetter – wirklich schön! Wenn ich nicht ca. achtzehn Mal von irgendwelchen Chinesen darum gebeten worden wäre, ein Foto mit ihnen zu machen, hätte ich die Strecke wohl auch schneller geschafft. Aber mal im Ernst: Ich wurde sehr freundlich behandelt und habe oft ein „Welcome to China!“ gehört. Die Leute sind sehr stolz auf ihren Tempelberg! :-) Ein mitleidiger Chinese, der gerade auf dem Weg nach unten war, hat mir sogar seinen Bambusrohr-Wanderstock geschenkt, weil er (völlig richtig) bemerkt hat, dass ich keine Vorstellung davon hatte, wie weit es noch bis zum Gipfel ist. Und ich habe das erste Mal Deutsch in China gesprochen (das Fluchen am Bankautomaten mal ausgenommen, als ich mal wieder feststellen musste, dass meine Kreditkarte an einem weiteren chinesischen Automaten kein Geld rausrückt): Ich begegnete Marvin aus (irgendwo in der Nähe von ;) ) Köln auf halber Strecke, der gerade schon wieder auf dem Rückweg war (so wie ungefähr ALLE. Keiner war auf dem Weg nach oben, als ich tapfer eine Stufe nach der nächsten erklomm und in zahlreiche mitleidige Gesichter derer blickte, die wohl wussten, wie anstrengend der Aufstieg war. Aber was wäre eine Pilgerstätte, wenn man diese mit der Seilbahn besichtigt?)

Oben angekommen lag zwar der Berg immer wieder in Wolken, aber man fühlte sich wirklich wie in einer anderen Welt. An den steilen Hängen, an deren Abgrund man stand, krochen die Wolkenmassen nach oben und schoben sich über die wunderschöne Landschaft. Die 48 Meter hohe, goldene Statue thronte über allem und war gesäumt von mehreren goldenen Tempeln und zahlreichen Wegen, die einem tolle Ausblicke boten – ein wirklich schöner Platz! Das fanden auch zahlreiche andere Chinesen, die sich mit mir in dieser schönen Umgebung fotografieren lassen wollten. (Die waren bei den 18 auf dem Weg nach oben noch nicht mit gezählt!) Ich weiß jetzt, wie sich Popstars fühlen.
Der Weg nach unten beinhaltete eine chaotische Busfahrt. Der Busfahrer war dermaßen „dynamisch“ unterwegs, dass sich der halbe, dieses Mal mit Chinesen besetzte Bus, übergeben musste. Es gibt Schöneres!

Abends ging ich noch mit Marvin auf ein Abendessen plus Bier vor die Tür, das wir in Gesellschaft feierfreudiger, Karaoke-singender, Reiswein-konsumierender chinesischer Touristen zu uns nahmen. Das Bier erinnerte mit seiner Farbe und seinen 2,5% Alkoholgehalt ein wenig an Kölsch, zu Reiswein mit Tierpenissen konnten wir uns jedoch trotz der ausgelassenen Stimmung unserer Tischnachbarn nicht hinreißen lassen.

Next Stop: Chongqing!

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