Schattenspiel

Beijing, Du bist groß-artig!

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Hallo zusammen, wie geht es euch allen? Vom einen oder anderen hör ich ab und zu was, was mich sehr freut, daher fühlt euch gerne frei, mir etwas aus eurem Leben zu berichten! :-) Ich berichte euch heute aus Peking, welches ich in den letzten Tagen erkunden durfte. Ich mag Peking und hatte eine richtig schöne Zeit hier! Das lag zum Einen daran, dass ich in einem echt guten Hostel untergekommen bin, welches nicht nur gut angebunden war, sondern auch richtig nette Hostelgäste hatte. Nachdem ich speziell im Süden Chinas zwar immer von Millionen und Abermillionen Chinesen umgeben, jedoch trotzdem häufig im Alleingang unterwegs war, hat es gut getan, mal einen intensiven Austausch mit anderen Reisenden zu haben. Zum anderen lag es daran, dass sich Peking von seiner besten Seite gezeigt hat. Die Stadt ist riesengroß und normalerweise unglaublich dreckig, viele denken in Zusammenhang mit Peking zuerst an Smog und Feinstaub. Glücklicherweise fanden aber gerade sowohl die Leichtathletik-WM als auch die große Militärparade am 3. September statt, ergo: Peking war in den westlichen Medien überproportional häufig vertreten, was die chinesische Regierung dazu bewogen hat, den Verkehr zu reglementieren und die in Peking ansässigen Fabriken vorübergehend abzuschalten, um bloß nicht den Eindruck zu vermitteln, die Luft sei in irgendeiner Form verschmutzt. Das wäre ja noch schöner. Gut für mich: Alle, die ich getroffen habe und die schon öfters in Peking unterwegs waren, konnten ihren Augen kaum trauen, denn blauen Himmel sieht man hier sonst nur äußerst selten. Das liegt übrigens an den hohen Bergen im Norden und Westen: Kommt der Wind aus dem Süden oder Osten, fängt sich die dreckige Luft wie in einem Auffangbecken und bleibt über der Stadt hängen.

Mein Aufenthalt in Peking begann mit – wer hätte es gedacht – Burger und Bier! Das Hostel lag direkt um die Ecke einer gut versteckten chinesischen Brauerei / Burgerbraterei, die es geschafft hat, innerhalb von China zahlreiche Preise einzuheimsen und die mir von anderen Reisenden mehrfach empfohlen wurde. Der Burger war ok, was daran lag, dass ich definitiv nicht so ein Burger-Fan bin, das Bier war ausgezeichnet. Wer in Peking ist und sich selbst ein Bild machen möchte, besuche bitte das Slow Boat Beijing.

An Tag 2 erkundete ich gemeinsam mit anderen ein wenig die Stadt. Auf dem Programm standen der Drum Tower mit einer Trommelperformance und der Bell Tower sowie ein Besuch in den umliegenden Hutongs. Später ging es noch in den Jingshan Park, wo sich sonntags das echte chinesische Leben abspielt: Chöre probten gemeinsam und ließen den ganzen Park in einem Chanti-ähnlichen Klang erklingen, in jeder Ecke saß jemand und übte konzentriert ein Instrument, Leute tanzten und sangen und aßen und spazierten bei allerbestem Wetter, es war ein Traum! Das Leben spielt sich hier auf der Straße ab. Vom Tempel auf dem Berg hat man einen wundervollen Blick auf die Verbotene Stadt und den Rest Pekings – klare Sicht vorausgesetzt.

Es gab drei Dinge, die ich in China unbedingt erleben wollte: Ein Besuch des größten Buddhas der Welt, der Plank Walk in Hua’shan und: Pekingente in Peking essen! Abends war es soweit: Zu viert machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant, das uns empfohlen wurde. Nach langer Sucherei wurden wir fündig (Wer konnte ahnen, dass das ausschließlich mit chinesischen Schriftzeichen versehene Lokal nicht an der Straße, sondern im ersten Stock eines Hotels lag?). Dass wir in dem gut besuchten Laden eine halbe Stunde auf einen Platz warten mussten, war ein gutes Zeichen, genau wie die Tatsache, dass niemand Englisch sprach, wir keine anderen Touristen getroffen haben und auch die Karte nur auf Chinesisch verfügbar war. Das, was uns hier als Pekingente angeboten wurde, war genau das, was ich mir erhofft hatte und nicht vergleichbar mit allem, was ich in meinem Leben gegessen habe. Vor unseren Augen wurde die Ente tranchiert und in drei Gängen serviert: 1. Gang: die knusprige Haut, die an einer Ecke leicht in Zucker getunkt und dann pur gegessen wird (klingt seltsam, ist kaum zu beschreiben – und unglaublich gut), 2. Gang: das Brustfleisch, welches in eine süß-scharfe Sauce getunkt und dann in einem noch warmen, hohlen, weichen Sesambrötchen gegessen wird (mmmmmhh!) und schließlich der 3. Gang: das ebenfalls in mundgerechten Scheiben servierte Entenfleisch von den Keulen und dem Rest des Tieres, welches gemeinsam mit Gurkenstreifen, fein geschnittenen Frühlingszwiebeln und einer kräftigen Pflaumensauce in hauchdünne Pfannkuchen gerollt wird. Während ich diese Zeilen schreibe, läuft mir das Wasser im Mund zusammen… Bitte lasst euch das nicht entgehen, wenn ihr mal in Peking seid! Der ganze Spaß hat inklusive einem Bier pro Person übrigens wahnsinnige 7,50€ gekostet. Fragt euch durch ab der Metrostation Dongsi und gebt nicht eher auf, bis ihr das Da wan ju 大湾菊, und zwar genau das hier verlinkte, gefunden habt! (Kleiner Tipp: Ist im 2. Stock des Eden Hotels auf der 343 Dongsi N Street und nur in chinesischen Schriftzeichen angeschlagen…)

Dieses Abendessen war die perfekte Grundlage für meinen Besuch der Chinesischen Mauer am nächsten Tag: Um 6:20 Uhr ging der Bus in Richtung Jinshanling, einem eher abgelegenen, dafür verhältnismäßig untouristischen Teil des über 7000km langen Bauwerks. Das frühe Aufstehen und die dreistündige Fahrt schrecken viele vermutlich ab – ich kann sagen, es hat sich gelohnt und ich wurde mit atemberaubender Landschaft und einem traumhaften Wandertag belohnt. Kaum jemand trieb sich hier herum und die Bilder der riesigen Mauer, die sich bis an den weit entfernten Horizont über die Bergkette schlängelt, werden wohl ewig in meinem Gedächtnis bleiben!

Am nächsten Tag traf ich alle die Leute wieder, die sich wohl auf den eher touristischen Teilen der Mauer herumgetrieben hatten, in der Verbotenen Stadt wieder. So ein Gerangel und Gezanke habe ich in den letzten 3 ½ Wochen China noch nirgendwo sonst erlebt. An jeder Sehenswürdigkeit und jedem Tor oder Fenster zu einer der Tempel versammelten sich Hunderte Touristen, die versuchten, einen Blick nach drinnen zu werfen. Mit allen Waffen wurde gekämpft: Ellenbogen, Füße, Selfiesticks. Auch wenn es beeindruckend war, durch die alten Gemäuer zu laufen und zu erkunden, wo sich die alten Herrscher früher verschanzt und mit ihren Konkubinen vergnügt haben, war es mir definitiv zu voll und ich war froh, als ich anschließend durch den etwas ruhigeren Beihei-Park spazieren konnte. Heute hatte ich abends bereits das Gefühl, dass die Luftbelastung wesentlich schlimmer war: Der Himmel war nicht mehr ganz so blau und ich hatte relativ bald ein kratziges Gefühl im Hals. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es in Peking ist, wenn die Luftverschmutzung mal so richtig grenzwertig ist…
Mein absolutes Tageshighlight war ein völlig unscheinbarer Laden, in dem ich ausgezeichnete Jiaotze und Baotze bekommen habe, die ich mit einem chinesischen Geschäftsmann teilte. Wir verstanden uns auch ohne Worte. :-) Manchmal ist es einfach richtig gut, alleine unterwegs zu sein!
Abends zogen wir nach einem weiteren Besuch im Da Wan Ju-Restaurant noch nach Sanlitun, wo wir das chinesische Nachtleben erkunden wollten. Die neben mir hauptsächlich amerikanisch-portugiesisch-australische Truppe wurde von den eher frühen chinesischen Ausgehzeiten überrascht und als wir ankamen, war die Party eigentlich schon wieder vorbei. Tja, schade Marmelade.

Am letzten Tag hatte ich noch die Gelegenheit, das 798 Art District zu erkunden, welches erfreulicherweise ohne Tempelanlagen auskam. (Ja, man kann tatsächlich genug davon haben…) Es war erfrischend, durch die modernen und mit allerlei Skulpturen gesäumten Straßen zu schlendern und in den kleinen Läden zu stöbern. Abends verschlug es uns noch in einen nahe gelegenen Hutong und auf einen touristischen Markt, auf dem ich mich mit den Verkäufern anlegte, weil diese so dermaßen überteuerte Touristenpreise aufriefen, dass ich völlig empört war! Dazu bin ich inzwischen zu lange in China unterwegs, um 7,50 € für ein paar Dumplings zu bezahlen, die ich an der nächsten Straßenecke in besserer Qualität für einen 1,20 € bekomme, ha.

Ja, Peking hat sich wirklich von seiner schönen Seite gezeigt! Jetzt freue ich mich auf meinen letzten Stop in China: Shanghai, jedoch nicht, ohne euch nicht vorher noch ein paar Bilder gezeigt zu haben:

Liebste Grüße von eurer
China-Ena

 

3 Kommentare

  1. Karl Netscher

    Wie immer eine Wunderbare Beschreibung deiner Eindrücke. Ich möchte aber eine kleine Korektur einbringen.
    Es waren die Leichtatletik Weltmeisreschaften vor ein paar Wochen in Peking.
    Gruß und viele Bussis.
    Papa

    • Du hast völlig Recht, danke, habs verbessert. Kaum auszudenken, wie sauber die Luft erst gewesen wäre, wenn tatsächlich Olympische Spiele gewesen wären. ;-) Bussi!!

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